unbekannter Ausgabeort: Männer-Gesangs-Verein Philadelphie (Wertmarke) / Auflösung: Lodz / Łódź (?)

WMF-Nr. 10356

Foto: Bernd Thier

VS: ∗ M. G. V. ∗ | 5 | PHILADELPHIE (im Perlkreis im Stabrand)
RS:
Abb. Lyra (im Perlkreis im Stabrand)
rund / Zink, vernickelt / ø 21,5 mm / Stärke 1,13 mm / Wendeprägung
Markentyp: Wertmarke, vermutlich Tanzmarke (Abbildung der Lyra)

Hersteller: unbekannt
Datierung: um 1900
Sammlung: BT / Meldung: Bernd Thier
Literatur: Menzel (digitale Ausgabe 2018): / ; WMF (Hefte): /

Anmerkung: Die Abkürzung M. G. V. wird in Verbindung mit der Lyra, dem antiken Musikinstrument, auf der Rückseite wohl als Männergesangsverein aufzulösen sein. Trotz intensiver Suche im Internet konnte aber bisher kein Hinweis auf den Ausgabeort entdeckt werden,  ein Männergesangsverein Philadelphie ließ sich nicht ermitteln. Fraglich ist woher der Name Philadelphie stammt. Soll er auf den Name der Stadt Philadelpia in den USA anspielen oder ist es – eher unwarscheinlich – eine Zusammensetzung von Phil(h)a(monie) und dem Ortsname der antiken griechischen Stadt Delphie?

Suchbegriffe: M. G. V. Philadelpie

Sollten Sie über Informationen zu dieser Marke verfügen hinterlassen Sie doch bitte einen Kommentar.

Nachtrag 20.11.2020:

Klaus-Peter Hörr aus Plauen hat durch intensive Suche im Internet vermutlich die Auflösung zu dieser Marke gefunden:

So fand er im der Neuen Lodzer Zeitung folgende Anzeigen:

Anzeige zur Generalversammlung des Männer-Gesangvereins „Philadelphie“ in Lodz, aus: Neue Lodzer Zeitung, 9. Jg., Sonnabend, den (19. Juni) 2. Juli 1910
Nachruf des Gesangvereins „Philadelphie“ in Lodz auf ihr Mitglied Adolf Nagel, aus: Neue Lodzer Zeitung, 11. Jg., Dienstag, den (4.) 17. September 1912

Also gab es in Lodz, heute Łódź (Polen), Anfang des 20. Jahrhunderts einen Männer-Gesangverein Philadelphie in exakt der Schreibweise, wie auf der Marke.

Mit der zweiten Teilung Polens 1793 war die polnische Lodz Teil Preußens geworden. Um 1800 lebten nur 190 Menschen hier. Nach dem Frieden von Tilsit 1807 wurde der Ort Teil des Herzogtums Warschau und 1815 in Kongresspolen integriert, sodass die Stadt dem russischen Zaren unterstand. Dies und die nachfolgenden Veränderungen legten für Łódź den Grundstein für seinen wirtschaftlichen Aufschwung.
Im Süden des Ortes wurden Baugebiete angelegt. Dort siedelten 1823 die ersten deutschen Tuchmacher, die zumeist im Westen Deutschlands sowie in Sachsen, Böhmen und Schlesien angeworben wurden und später auch aus der preußischen Provinz Posen stammten. Die deutschen Weber, Spinner und Färber, die bald die Bevölkerungsmehrheit bildeten, übten zu Beginn ihr Handwerk traditionell in Heimarbeit aus.
Im Zuge der Industrialisierung wurde Łódź der wichtigste Standort der Textilindustrie in Kongresspolen. Die Stadt galt allgemein als Manchester Polens. Die Einwohnerzahl stieg von unter 1000 auf mehrere Hunderttausend. Die erste Textilfabrik wurde durch Christian Friedrich Wendisch 1826 fertiggestellt. Die Tuchmacherinnung wurde 1825 als erste Innung der Stadt gegründet. Durch den Novemberaufstand 1830/31 wurde der Aufschwung Łódźs gebremst. Nach den Kämpfen ging der Aufschwung allerdings weiter und so errichtete Louis Geyer (auch Ludwik Geyer) 1836 eine Textilfabrik, die sogenannte Weiße Fabrik. 1865 erhielt die Stadt den wirtschaftlich wichtigen Anschluss an das Schienennetz.
1904 gab es 546 Fabriken in der Stadt, die 70.000 Arbeiter beschäftigten, vor allem in der Textilindustrie. (Quelle: Wikipedia)

Kein Wunder, das zu dieser Zeit auch Gesangvereine entstanden. Eindeutig ist diese Zuweisung nach Lotz dennoch nicht, denn es könnten auch weitere Gesangvereine mit diesem Namen in anderen Orten existiert haben. Philadelphie kommt übrigens aus dem Altgriechischen und bedeutet Nächstenliebe oder brüderliches Christentum (Quelle: Wikionary).

Die Links auf dieser Seite können nicht alle regelmäßig kontrolliert werden. Sollten Sie einen funktionslosen Link finden würde ich mich über einen Hinweis unter info@wertmarkenforum.de freuen.


13. November 2020

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