Stuttgart: Radfahrer Verein (Wertmarke)

(Baden-Württemberg) WMF Nr. 10352 (Beitrag von Henk Groenendijk)

Foto: Henk Gronendijk

Radfahrer Verein Stuttgart

VS: RADFAHRER | ∗| STUTTGART |∗|• VEREIN • (im Perlkreis im Stabrand)
RS: 30
(im Perlkreis im Stabrand)
rund / Kupfer/ ø 21,6 mm / Stärke 1,0 mm / Wendeprägung
Markentyp: Wertmarke

Hersteller: unbekannt
Datierung: 1886-1905
Sammlung: HG / Meldung: Bernd Thier
Literatur: Menzel (digitale Ausgabe 2018): / ; WMF (Hefte): /

Bereits im Jahre 1883 gründete sich der erste württembergische Bicycle-Club, aus dem 1886 der Radfahrer Verein Stuttgart hervorging. Das Ziel der Mitglieder dieser Vereinigung war es sich aktiv mit dem Fahrrad zu betätigen. Gleichzeitig sollte der Verein auch der Geselligkeit dienen. Bereits 1887 wurde daher ein großes Galafest in der Liederhalle abgehalten. Neben Mitgliederns aus weiteren Vereinen aus Süddeutschland waren auch die Vertreter der Verwaltung der Stadt Stuttgart und anderer Behörden, vom königlichen Hofstaat und des Militärs anwesend. In den folgenden Jahren wurden die sportlichen Aktivitäten verstärkt, vor allem wurde das sogenannte Korso-Fahren in allen nur erdenklichen Figuren vorgeführt. Daneben gab es lange Distanzfahrten und bereits die ersten Radrennen.

Im Jahr 1892 fand eine Verschmelzung mit dem Velociped-Club Schwaben statt. Aus diesem Anlass wurde ein zweites großes Galafest abgehalten. Wieder waren im Liedersaal Mitglieder des königliche Hofstaates sowie hochrangige Vertreter des Militärs und der Behörden anwesend. Im Jahr 1896 wurde das 10. Stiftungsfest im Clublokal Kaiserhof gefeiert. In jenem Jahr umfasste der Verein bereits ca. 135 Mitglieder meist aus der gehobenen Gesellschaft, immerhin waren darunter sieben Frauen. Da damals der Kaufpreis für ein Fahrrad etwa 700 Reichsmark betrug, konnte sich z.B. ein einfacher Arbeiter kein Rad leisten und folglich auch kein Mitglied werden.

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Gruppenbild des Radfahrer-Vereins Stuttgart im Clublokal Kaiserhof, 1897, Quelle: Festschrift Die Zeiten ändern sich (s.u.), S. 9

Der Verein hatte sein eigenes Vereinslokal, zunächst im Kaiserhof und zwischen 1901 und 1905 im Hotel Silber. 1905 wurde dann ein eigenes Clubhaus mit Terrasse, Badegelegenheit und einer Kegelbahn an der Ecke Neckarstraße, Sedan-Cannstatterstraße und Metzstraße eröffnet. In jenem Jahr erfolgte auch eine Umbenennung des Vereins: Aus dem Radfahrer Verein Stuttgart wurde der 1. Radfahrer Verein Stuttgart 1886 e.V.

Bereits 1913 wurde das Clubheim wieder verkauft und der Verein siedelt in der gegenüberliegenden Rollschuhbahn. 1914 erfolgte der Umzug in den Königshof.

Durch die industriellen Massenproduktion des Fahrrads seit etwa 1900 war es nun fast allen Bevölkerungsschichten und Altersgruppen möglich, sich ein Rad zu leisten. So vollzog sich allmählich ein Wandel von den prächtigen Korsofahrten gediegener (meist älterer) Herren hin zum Rennsport und Hallensport der Jugend.

Die Wertmarke trägt noch den ursprünglichen Name des Vereins und wurde daher sicherlich nur zwischen 1886 und 1905 hergestellt. Verwendet wurde sie vermutlich im Klublokal Kaiserhof (bis 1905) oder dann im eigenen Clubhaus. Da der Wert 30 (Pfennigen) für eine einfache Getränkemarke (Biermarke) relativ hoch ist, könnte sie für Wein verwendet worden sein. Für eine Speisemarke war die Kaufkraft wiederum zu gering. Möglich ist auch, dass es weitere Marken, z.B. zu 5 oder 10 Pfennig als Biermarken gab, die bisher aber noich nicht nachgeweisen werden konnten.

Quellen:
Die Zeiten ändern sich – die Begeisterung bleibt. 125 Jahre Radsportbegeisterung. 1. RV Stuttgardia Stuttgart 1886 e.V. 1886–2011, Stuttgart 2011, S. 8–11, online: http://www.1rv-stuttgardia.de/125jahrfeier/Festschrift125.pdf

 

http://www.1rv-stuttgardia.de/Chronik/vereinschronik.htm

https://www.stadtarchiv-stuttgart.findbuch.net/php/main.php?ar_id=3673#31303739

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13. Mai 2020

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