Rabattmarken der Bäckerei von R. Dunkel in Berlin (1848)

Beitrag von Bernd Thier

Vorbemerkung:
Inzwischen sind viele numismatische bzw. historische Bücher und Fachzeitschriften sowie auch Journale und selbst Tageszeitungen aus dem 19. Jahrhundert digitalisiert worden und stehen in einer Volltextsuche über diverse Bibliotheks-Portale im Internet zur Verfügung.
Die sich hierbei zu bestimmten Begriffen (z. B. Marke, Wertmarke, Werthmarke, Biermarke, Werkzeugmarke, Kontrollmarke, Brotmarke etc.) ergebenden „Treffer“ liefern manchmal wichtige Informationen zu damals bereits erfassten historischen oder auch gerade aktuell verausgabten Marken. Diese rein schriftlichen Quellen erbringen daher manchmal sehr spannende Hinweise auf Marken-Ausgaben, die bisher in der modernen Wertmarken-Literatur noch nicht erfasst sind oder möglicherweise auch gar nicht im Original bis heute überliefert wurden. Es finden sich oft aber auch Angaben zu den historischen Hintergründen der Marken, ihrer genauen Funktion, zu den Herstellern, den Herausgebern oder ganz allgemein zum Thema Marken und Zeichen.
Um eine Quelle dieser Art handelt es sich auch im nachfolgenden Fall:

Anzeige aus: Zweite Beilage zur Königlich Priviligierten Berlinischen Zeitung, Nr. 87, Mittwoch den 12. April 1848

Manchmal sind es kleine Randnotizen in historischen Quellen, die Hinweise auf vergangene Wertmarkenausgaben liefern. In dieser Anzeige aus dem Jahr 1848 aus Berlin weist eine nicht genannter Bäcker darauf hin, das in seiner Bäckerei an der (neuen!) Friedrichstraße Nr. 64/65 gutes mit Salz und Kümmel gebackenes, immerhin 7 Pfund schweres Brot für 5 Silbergroschen zu haben sei. Ein Blick in das Adressbuch der Stadt Berlin (Ausgabe 1849) liefert unter dieser Adresse auch den Namen des Inhabers, Bäcker R. Dunkel.

Beim Einkauf von Brot im Wert von einem Taler (= 30 Silbergroschen) wurde entweder direkt ein Rabatt von 2 1/2 Silbergroschen gewährt oder beim Kauf einzelner Brote jeweils eine Marke ausgegeben, die man daher als Rabattmarke ansprechen kann. Für 12 solcher Marken erhielt man später ein Brot (im Wert von 5 Silbergroschen) gratis.

Bisher sind Marken mit dem Namen einer Bäckerei Dunkel unbekannt. Es ist auch nicht gesichert, dass dieser Name oder auch Berlin als Ausgabeort auf den damaligen Marken Erwähnung fanden. Es könnte sich um anonyme Marken gehandelt haben, einfache Stücke mit heute unauflöslichen Abkürzungen oder möglicherweise auch um Marken aus Papier oder Pappe. Spannend ist jedoch die extrem frühe Überlieferung der Funktion dieser Stücke als Rabattmarken, die eigentlich erst seit dem Ende des 19. Jahrhundert in größerer Zahl bekannt sind. Ob auch die Bezeichnung „Rabatt“ auf diesen Marken erwähnt wurde ist nicht überliefert.

Die Links auf dieser Seite können nicht alle regelmäßig kontrolliert werden. Sollten Sie einen funktionslosen Link finden würde ich mich über einen Hinweis unter info@wertmarkenforum.de freuen.


6. September 2021

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