Adressbücher als Quelle für Wertmarkensammler: Die sächsische Adressbuch-Datenbank

Quelle: http://adressbuecher.sachsendigital.de/startseite/

Beitrag von Bernd Thier

Die Bestimmung und Datierung alter Wertmarken stellt Sammler immer wieder vor besondere Herausforderungen. Historische Adressbücher sind daher eine hilfreiche Quelle, wenn es darum geht zu prüfen, ob eine Gaststätte, ein Hotel oder eine Firma an einem Ort ansässig war, wo sich diese befand und eventuell auch von wann bis wann sie existierte, wenn man die Möglichkeit hat, Adressbücher verschiedener Jahre fortlaufend einzusehen.

Auch Heimatsammler anderer Gebiete, u.a. von Postkarten, nutzten Adressbücher, die inzwischen selten, begehrt und daher leider auch teuer geworden und kaum zu bekommen sind.

Sammler von Marken eines Ortes haben oft die Möglichkeit alte Adressbücher im örtlichen Archiv oder der Stadtbücherei einzusehen, überregional ist dies jedoch schwierig. Zwar gibt es inzwischen eine große Zahl digitalisierter Adressbücher im Netz, diese sind aber meist vereinzelt an unterschiedlichen Stellen abrufbar und selten liegen mehrere Bücher eines Ortes vor. Hier sei z.B. auf das inzwischen umfangreiche Portal Historischer Adressbücher von Genwiki verwiesen.

Vorgestellt werden soll hier ein ausgereiftes und extrem umfangreiches und ehrgeiziges Projekt aus Sachsen: http://adressbuecher.sachsendigital.de/startseite/

Hierzu die Projektbeschreibung: Die historischen Adressbücher sind eine wichtige Quelle zur Sozial- und Kulturgeschichte. Nicht nur Fragen nach dem genauen Wohnort der Urgroßeltern oder den Bewohnern einzelner Häuser lassen sich beantworten. Auch die Öffnungszeiten der Königlichen Öffentlichen Bibliothek vor 100 Jahren, der Vorstand des Bienenzüchtervereins oder eine Übersicht der damals in Dresden erscheinenden Zeitungen sind darin nachzulesen.

Wer Antworten auf diese Fragen suchte, musste bisher in die SLUB kommen, sich die Mikrofilme der historischen Adressbücher nehmen und einige Zeit an den Leseplätzen einplanen, um die Einwohnerverzeichnisse und die Häuserbücher der in Frage kommenden Jahre zu durchsuchen.

Die SLUB, die Städtischen Bibliotheken Dresden und das Dresdner Stadtarchiv haben daher gemeinsam das Projekt zur Digitalisierung und Erschließung der Adressbücher initiiert. Begonnen wurde mit den Dresdnern, die 1702 beginnen und zwischen 1831 und 1943/44 nahezu lückenlos vorliegen. Die Digitalisierung erfolgte im Digitalisierungszentrum der SLUB und anschließend erhielten die digitalen Ausgaben umfangreiche Inhaltsverzeichnisse. Um darüber hinaus auch eine Suche nach Personen und Straßen zu ermöglichen, wurden die jeweils ersten Personen- und Straßennamen jeder Seite der Einwohnerverzeichnisse und Häuserbücher in einer Datenbank erfasst. Dabei wurden wir tatkräftig von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen unterstützt.

Im Herbst 2012 ging das Portal online und die Dresdner Adressbücher waren die ersten, Bautzen, Blasewitz, Chemnitz, Meißen und Pirna folgten (inzwischen sind es noch deutlich meh s.u.). Das Projekt ist damit jedoch nicht abgeschlossen, sondern wir haben noch viele weitere Ideen, beispielsweise die einer Straßennamen-Konkordanz, die Umbenennungen von Straßennamen bei der Suche berücksichtigt. (Quelle: http://adressbuecher.sachsendigital.de/projekt)

Die Datenbank enthält inzwischen hunderte Adressbücher folgender Städte aus Sachsen: Aue, Auerbach, Augustusburg, Bautzen, Blasewitz, Borna, Brandis, Buchholz, Burgstädt, Chemnitz, Colditz, Cossebaude, Crimmitschau, Dahlen, Dippoldiswalde, Döbeln, Dresden, Elstra, Frankenberg, Freiberg, Freital, Glauchau, Görlitz, Grimma, Großenhain, Hartha, Hartha (Meißen), Kamenz, Königsbrück, Königstein, Leipzig, Leisnig, Limbach, Löbau, Lommatzsch, Markkleeberg, Meißen, Mittweida, Moritzburg, Mügeln, Mutzschen, Naunhof, Nerchau, Neustadt i. Sa., Nossen, Oederan, Oelsnitz (Vogtland), Oschatz, Pillnitz, Pirna, Plauen, Pulsnitz, Rabenau, Radeberg, Radeburg, Riesa, Rochlitz, Schneeberg, Schwarzenberg, Sebnitz, Stollberg, Strehla, Tharandt, Trebsen, Waldheim, Werdau, Wilsdruff, Wurzen, Zittau, Zschopau und Zwickau.

Man kann dort jeden Orte sowie das Jahr des Adressbuches aussuchen, dann eine Suche nach einem Straßen- oder Personennamen starten und befindet sich mitten in einer unerschöpflichen Mengen spannender Daten. Alte Adressbücher haben den Vorteil, dass neben einer Aufstellung nach Personennamen auch eine Auflistung nach Straßenname und Hausnummern gibt, wo neben dem Hauseigentümer, gegebenenfalls sogar seiner abweichenden Anschrift, alle Bewohner, teilweise nach Etagen sortiert, erscheinen. In der Regel ist sogar die Berufsbezeichnung angegeben. Hat man nun einen Hinweis auf einen bestimmten Namen oder eine Adresse kann man sich durch die diversen Adressbücehr arbeiten und kann so z.B. herausfinden von wann bis wann eine bestimmte Gaststätte unter einer Adresse existierte und zu welcher Zeit welcher Pächter tätig war.

Dieses sicherlich nicht ganz preiswerte Unterfangen aus Sachsen sollte Vorbild für andere Bundesländer sein, ähnliche Datenbanken aufzubauen, nicht nur für Wertmarkensammler sondern für Historiker sowei Heimatforscher und Genealogen.

Grund für die Beschäftigung mit dieser Datenbank war die Recherche zu den Marken der Schankwirtschaft Neu-Holland in Chemnitz, zu der demnächst ein längerer Beitrag veröffentlicht werden soll. Nebenbei konnte auf diesem Wege auch eine bisher falsch Gotha zugeweisene Marke ebenfalls nach Chemnitz „verlegt“ werden.

Achtung: Hier eingefügte Links können nicht ständig überprüft werden, daher keine dauerhafte Garantie für deren Gültigkeit!


28. Februar 2016

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Ein Kommentar zu “Adressbücher als Quelle für Wertmarkensammler: Die sächsische Adressbuch-Datenbank”

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