Wertmarkenhersteller: Wilhelm Deumer, Lüdenscheid (Musterkarten 1916-1930)

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Anonyme Wertmarken der Firma Wilhelm Deumer, Lüdenscheid, aus einem Musterblatt, um 1904; Foto: Bernd Thier, Quelle: Numismatisches Nachrichtenblatt 38, 1989, S. 114

Beitrag von Bernd Thier

Viele der großen, bereits seit Generationen bestehenden Hersteller von Wertmarken sind bekannt, u.a. die Firmen Kissing (Menden) oder Lauer (Nürnberg). Auch andere Prägefirmen stellten im Laufe ihrer Geschichte – machmal nur zeitweise – Wertmarken her, aber oft ist dies in Vergessenheit geraten, da sie ihre Marken nicht signierten oder keine gedruckten Preislisten vorliegen, aus denen man Informationen erhalten kann. Oft existieren die Firmen heute auch schon nicht mehr, die Firmenarchive sind vernichtet oder verschollen.

Im Jahre 1989 veröffentliche Peter Ilisch hierzu einen sehr interessanten Beitrag:  Ilisch, Peter: Medaillen aus der Prägeanstalt Deumer/Lüdenscheid, In: Numismatisches Nachrichtenblatt 38, 1989, S. 113–120. Im letzten Abschnitt geht der Autor auch auf die, immer nur geringe, Produktion von Wertmarken dieser Firma in den Jahren 1916 bis 1930 ein und bildet auch eine Abbildungen mit drei anonymen Wertmarken aus einem Musterblatt von etwa 1904 ab.

Da im Titel weder der Begriff Marke oder Wertmarke erscheint, dürfte dieser Beitrag den meisten Wertmarensammlern bisher unbekannt sein. Daher sollen hier die relevanten Informationen noch einmal zusammengefasst werden:

1863 erwarb Heinrich Wilhelm Deumer (geb. 1832) von Knopffabrikanten zwei auf dem Stadtgraben in Lüdenscheid stehende Häuser und gründete dort eine Fabrik für Abzeichen. Die größere Fabrik wurde 1878 außerhalb der Altstadt neu errichtet. Hergestellt wuren Abzeichen aller Art, später auch Orden und vor allem Medaillen. Die Firma Deumer existiert bis heute und produziert u.a. Schützenorden, Schützenabzeichen und Schützenbedarf aller Art sowie hochwertige Manschettenknöpfe (Deumer GmbH, Gartenstraße 5-9, 58511 Lüdenscheid).

Peter Ilisch konnte im Archiv der Firma einige Musterplatten aus der Zeit von  ca. 1910 und 1934 auswerten, auf denen Medaillen und ab 1916 auch Marken fest montiert waren. Daher konnte auch nur immer eine Seite einer Marke erfasst werden, was bedauerlich aber nicht zu ändern war.

Immerhin 34 Marken aus den Jahren 1916 bis 1930 konnten so ermittelt und kurz beschrieben werden. Die meisten davon wurden bisher z.B. im Katalog von Peter Menzel nicht beschrieben und sind daher weitgehend unbekannt:

Wertmarken mit Inschriften und teilweise mit Ortsangabe

Altes Kurhaus Aachen (1927)
BMW Werkzeug (BMW Zeichnung) (1927)
Brauerei Schade (1927)
Brotfabrik Zimanky (1927)
Gebr. Alsberg Akt. Ges. Bochum, Messing, einseitig (1921)
Görickewerke (Bielefeld) (1928)
H. G. Berg. Gladbach (1926)
Hamburg-Amerika-Linie Kantine Kuhwärder, 9 (1927)
Hut Funk (1929) (Anm. = Bamberg, siehe http://wertmarkenforum.de/bamberg-hut-funk)
Julius Ludwig Frankenthal (1926)
Kaufhaus Borchardt Dessau (1928)
Konsumanstalt Henrichshütte (1926), siehe http://wertmarkenforum.de/henrichshuette-konsumanstalt-henrichshuette-wertmarke
Lindenbaum Niederschindmaas (1929), siehe http://wertmarkenforum.de/niederschindmaas-lindenbaum-tanzmarke
Lunapark Berlin Halensee (1927)
NRG Concordia (1927)
Papierfabrik Kämmerer (1927)
Pilsner Urquell R. G. Weinterrasse (1926)
RWE Goldenbergwerk (= Rhein.-Westf. Elektrizitätswerke) (1929)
Schützenhof Münster i. W. Telefonmarke (1929)
Städt. Volksbad Gießen (1926)
Stadthauptkasse Düsseldorf (1926)
Wäscheverleih Stadion Oberhausen (1926)
Westfälische Straßenbahn GmbH, oval, groß (1916)
Wicküler Küpper Abt. I Bendahl 1 Ltr. (1919)
Wittekindskeller Wildeshausen 3 M (1929)

Wertmarken mit Einzelbuchstaben

B (großer, quergestreifter Buchstabe) (1927)
Chr. B. & Co. (1928)
F. H. (mit Ligatur aus F und A; drei verschiedene Ausgaben) (1926)
H.H. (1927)
HAW (gelocht) (1919)
J. D. fr. S. V. (um senkrecht gestreiftes Kreuz) (1928)
KH 20 (1930)

Hundesteuermarken

Hundemarke Flensburg (1926 / Hundemarken auch in den nachfolgenden Jahren für andere Besteller, z.B. 1926 Amtsbez. Warchau, Stadt Gießen)

Brotmarke

1 BROT (1927)

Diese Angaben mögen helfen die eine oder andere Marke der Herstellerfirma Deumer zuzuweisen. Vor allem die Jahresangaben liefern konkrete Hinweise zu Datierung der Marken, die offenbar in dem Jahr, in dem die Marke auf die Mustertafel montiert wurde, auch hergestellt worden war.

Auch die abgebildeten anonymen WERT-MARKEN, die um 1900/1904 gefertigt wurden, lassen sich nun eindeutig der Firma Wilhelm Deumer in Lüdenscheid zuweisen. Wann die Produktion von Wertmarken begann und wann sie eingestellt wurde, ist nicht bekannt. Da die Mustertafeln 1910 beginnen, Wertmarken jedoch erst 1916 dort aufmontiert wurden, scheint die Produktion vorher eher gering gewesen zu sein. Zwischen 1916 und 1923 wurden aber u.a. auch eine Reihe Städtenotmünzen geprägt, u.a. aus Altena-Olpe, Gelsenkirchen-Buer, Kassel, Franenthal, Gummersbach, Haan, Linz, Neuwied, Pirmasens sowie einige Notmünzen der Provinz Westfalen (Münster), vgl. Ralf Müller und Wolfgang Peltzer in der Neuauflage des Werkes von Walter Funck (Die Deutschen Notmünzen, Gietel Verlag Regenstauf, 8. Auflage 2012, S. 673)

Insgesamt dürften Wertmarken aber nur einen winzigen Teil der Gesamtproduktion der Firma Deumer umfassen!

 


14. Februar 2016

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