Wertmarken der Diskothek Poco in Wetzlar

Ein Beitrag von Bernd Thier —

Werner Helmut Stahl zum 85. Geburtstag am 8.1.2020

(Ergänzung zum Katalog von Peter Menzel Nr. 43524.1)

(Hessen) (WMF-Nr. 10326, 10327 und 10328)

Die Zuweisung von Wertmarken ohne Ortsangabe ist vielfach schwierig, und es kann manchmal sinnvoll sein eine einmal getroffene Bestimmung kritisch zu prüfen.

In meiner Sammlung von Marken und Zeichen aus Orten in Westfalen befinden sich drei Marken ohne Ortsangabe mit der Bezeichnung poco. Peter Menzel führt eine davon als Nr. 43524.1 unter den unbestimmten Marken ohne Ortszuweisung auf. Erworben hatte ich eine dieser Marken mit der Zuweisung nach Ahlen in Westfalen, da sich dort der ursprüngliche Gründungsstandort des Unternehmers poco Möbelhaus befand. Die beiden anderen Marken kamen später hinzu, sie sollten ja aus Westfalen sein.

Foto: Bernd Thier

WMF-Nr. 10326
VS: poco (vertieft / im Stabrand)
RS:
leer
8-eckig / Aluminium / ø 30,2 mm / Stärke 1,79 mm
Markentyp: Wertmarke (Getränkemarke?)

Hersteller: unbekannt
Datierung: 1970er/1980er Jahre
Sammlung: T / Meldung: Bernd Thier
Literatur: Menzel (digitale Ausgabe 2018): Nr. 43524.1 (Marken ohne Ortsbestimmung); WMF (Hefte): /

Foto: Bernd Thier

WMF-Nr. 10327
VS: 20 Jahre| poco | 78 – 98 (vertieft / im Stabrand)
RS:
leer
8-eckig / Messing / ø 31,1 mm / Stärke 1,47 mm
Markentyp: Wertmarke (Getränkemarke?)

Hersteller: unbekannt
Datierung: 1998
Sammlung: T / Meldung: Bernd Thier
Literatur: Menzel (digitale Ausgabe 2018): / ; WMF (Hefte): /

Foto: Bernd Thier

WMF-Nr. 10328
VS: 25 Jahre| poco | 78 – 03 (vertieft / im Stabrand)
RS:
leer
8-eckig / Messing / ø 30,1 mm / Stärke 1,25 mm
Markentyp: Wertmarke (Getränkemarke?)

Hersteller: unbekannt
Datierung: 2003
Sammlung: T / Meldung: Bernd Thier
Literatur: Menzel (digitale Ausgabe 2018): / ; WMF (Hefte): /

Wikipedia führt zur Firma Poco folgendes aus: „Poco (Eigenschreibweise POCO) ist ein deutscher Möbel-Discounter mit Sitzen in Bergkamen und Hardegsen mit 125 Einrichtungsmärkten und vier Regionallagern (Stand: 1. Juni 2019). Der Firmenname ist ein Akronym für Pohlmann & Co., benannt nach dem Firmengründer. Das Unternehmen schloss sich im Jahr 2008 mit den ehemaligen Domäne-Einrichtungsmärkten zusammen. Es existieren daher zwei für die Verwaltung der Filialen zuständige Zentralen – die ehemalige Poco-Zentrale in Bergkamen und die ehemalige Domäne-Zentrale in Hardegsen.

Der Einzelhandelskaufmann Peter Pohlmann gründete 1989 Poco (Pohlmann & Co). Der erste Markt wurde unter dem Motto „Schönes Wohnen für weniger Geld“ in Ahlen eröffnet. In den folgenden Jahren wuchs die Zahl der Filialen stetig. 1999 betrug der Umsatz 271 Mio. D-Mark. Poco verfügt traditionell über ein dichtes Netz von Einrichtungsmärkten in Nordrhein-Westfalen, rund um die Ballungszentren an Rhein und Ruhr und expandierte zunächst unter anderem in Baden-Württemberg, Bremen, Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.“ (Quelle: Wikipedia)

Später wurde der Firmensitz nach Bergkamen verlegt, ebenfalls ein Ort in Westfalen.

Beschreibung: Logo
Logo der Poco Einrichtungshäuser (Quelle: Wikipedia)

Die Typographie des Namens Poco / poco und das Gründungsdatum 1989 passten aber nicht mit den Angaben überein, denn auf den Marken wurde ein 20. bzw. 25. Jubiläum mit dem Jahr 1978 angegeben. Die Suche im Internet wurde von so vielen Treffern zum Poco Möbelhaus erschwert, das der eigentliche Herausgeber kaum zu ermitteln war. Die Marken ruhten daher mit einem Fragezeichen versehen in der Sammlung weiterhin unter Ahlen mit einer Option zu Bergkamen.

Ein Zufall, eine Suchanzeige bei Ebay-Kleinanzeigen eines ehemaligen Gastes, führte vor kurzem dann doch in eine ganz andere und sehr konkrete Richtung. Mit dem Hinweis Disco ließ sich nun die Suche einschränken: Die Marken stammen von der Diskothek poco in Wetzlar.

Logo des poco auf der Hompage der ehemaligen Diskothek
(Quelle: https://www.disco-poco.de)

Nun stimmten auch sowohl die Typographie des an Tonbänder bzw. Schallplatten erinnernden Logos als auch das Gründungsdatum 1978. Auf der Webseite der ehemaligen und am 29. März 2014 geschlossenen Rockdisco ist hierzu Folgendes von den ehemaligen Betreibern Hans Dern und Helmut Braun zu lesen (Zitat):

Offizielle Mitteilung der POCO Inhaber an alle Freunde des POCO

Liebe POCO Freunde, vielen Dank für Eure zum Teil jahrzehntelange Verbundenheit mit dem POCO. In der letzten Zeit verbreiten sich immer öfter Gerüchte und Spekulationen um das POCO. Deshalb sehen wir uns als Inhaber veranlasst, eine eigene Stellungnahme zu veröffentlichen. Überall haben Diskotheken und auch andere Gastronomiebetriebe erhebliche Überlebensprobleme. Davon ist auch das POCO betroffen. Alle, die unsere Entwicklung seit Jahren verfolgen, können erkennen, dass auch hier ein ständiger Rückgang des Betriebs von statten geht. War früher an 365 Tagen im Jahr volles Haus, hat sich das heute auf zwei bis drei Wochentage mit zum Teil mäßigem Betrieb reduziert. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, was leider zu befürchten und zu beobachten ist, kann man sich an fünf Fingern abzählen, wie lange sich der Betrieb noch halten kann. Bereits in den vergangenen Jahren wurden die Erträge des Winters und vor allem des höchst erfolgreichen Faschings im Sommer so gut wie aufgebraucht, so dass jeweils am Ende des Jahres nicht mehr viel übrig blieb.

Nachdem das POCO bereits vor ca. drei Jahren verkauft und in eine Spielhalle umgewandelt werden sollte, was aber aus baurechtlichen Gründen scheiterte, wurde im September/Oktober diesen Jahres das gesamte Anwesen an Investoren verkauft. Da eine endgültige Folgenutzung noch nicht feststeht, haben wir gerne das Angebot der Investoren angenommen, das Poco weiter anzumieten.

Es ist jetzt vereinbart, dass wir auf alle Fälle bis zum Ende März 2014 das POCO weiter betreiben und geöffnet lassen. Was anschließend passiert, ist noch nicht geklärt. Wenn sich nichts Gravierendes ändert, und nach bereits oben beschriebenen Umständen sieht es so aus, werden sich die Türen des POCO nach 36 Betriebsjahren (das POCO wurde am 10. März 1978 eröffnet) dann für immer schließen. Es liegt in erster Linie in der Hand der Investoren, was dann passiert. Ein Weiterbetrieb ist zwar nicht ausgeschlossen, aber bei unveränderter Besucherfrequenz wirtschaftlich nicht mehr darstellbar.

Es ist uns zu Ohren gekommen, die Schließung sei ein reiner PR-Gag. Jeder, der uns persönlich kennt, weiß, dass dies jeglicher Grundlage entbehrt. Im Gegenteil: Wer 35 Jahre lang gemeinsam die zeitweise erfolgreichste Diskothek der Region und weit darüber hinaus betrieben hat (welche Diskothek in Deutschland hatte wie das POCO je mehr als 20.000 Besucher monatlich?), gibt das nicht einfach so auf oder macht Spielchen mit einer Schließung. Die 35 Jahre sind fast ein ganzes Berufsleben. 35 Jahre dieselben Inhaber sind nicht alltäglich. Das kann niemand wie eine Jacke ausziehen und emotionslos an die Garderobe hängen! Das POCO ist ein Teil von uns. War ’ne geile Zeit mit allen Gästen und wenn’s ginge, würden wir gerne noch viele Jahre dranhängen.“ (Quelle: Hompage des ehemaligen poco)

Die weitere Geschichte des Geländes beschreibt der Artikel „Wetzlars schnelle Imbiss-Meile“ von Redakteur Steffen Gross vom 3.5.2019 unter www.mittelhessen.de (Zitat):

WETZLAR – Freunde von Schnellrestaurants stehen künftig links und rechts der Hermannsteiner Straße vor der Qual der Wahl: Während auf dem früheren Gelände der Disco Poco ein neuer Standort des Werkzeuggroßhändlers Würth, eine Bäckerei-Moos-Filiale und ein Restaurant der Hähnchen-Kette Kentucky Fried Chicken (KFC) entstehen, zieht schräg gegenüber Burger King zusammen mit dem Radhändler Bikesnboards und der Autovermietung Sixt auf einen früheren Teil des Neils & Kraft-Grundstücks.

Seit dem Aus der Kult-Disco vor fünf Jahren und dem Abriss liegt das einstige Poco-Gelände brach. Große, rund zwei Millionen Euro teure Pläne verfolgt jetzt dort die Hermannsteiner Straße GbR, gegründet von den Geschäftsführern der Wetzlarer Möglich-Gruppe und der Arslan Bau: Wo 36 Jahre lang bis in die Morgenstunden gefeiert und getanzt wurde, wird bald die Firma Würth, Großhändler für Montage- und Befestigungsmaterial, einen neuen Abholmarkt haben, außerdem ein KFC-Restaurant und eine Filiale der Bäckerei Moos. Die Baugenehmigung wurde vor zwei Wochen erteilt, berichtete Felix Möglich. Die Bagger starteten in dieser Woche damit, die restlichen Fundamente aus dem Boden zu holen. Fertig gestellt sein sollen die drei eingeschossigen Gebäude im Frühjahr 2020.“ (Quelle: Mittelhessen.de)

Damit ist die Zuweisung nun eindeutig und endgültig gesichert und die Marken „wandern“ von Westfalen nach Hessen. Während die einfache Aluminiummarke wohl als Getränkemarke schon in den späten 1970er und 1980er Jahren verwendet wurde, gab es die beiden Sondermarken zum 20- und 25-jährigen Jubiläum 1998 und 2003. Möglicherweise wurden auch weitere Marken hergestellt.

Die Links auf dieser Seite können nicht alle regelmäßig kontrolliert werden. Sollten Sie einen funktionslosen Link finden würde ich mich über einen Hinweis unter info@wertmarkenforum.de freuen.


8. Januar 2020

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