Bleigewichte statt Bleimarken

Beitrag von Erich Heisler und Bernd Thier

Vorbemerkungen: In vielen privaten oder musealen Sammlungen befinden sich ungewöhnliche „Wertmarken“, über deren genaue Funktion man – trotz zahlreicher Recherchen – kaum oder nie etwas in Erfahrung bringen kann. Auch bei Ausgrabungen oder Feldbegehungen mit einem Metalldetektor treten bisweilen solche „markenähnlichen Objekte“ zutage. Bei manchen dieser vermeintlichen „Marken“, bei denen eine Funktion im Bereich des Geldersatzes oder der Kontrolle vermutet wurde, stellt sich bei genauerer Betrachtung und einem Blick in andere Funktionsbereiche bzw.  Objektgruppen aber manchmal heraus, dass es sich eben nicht um „Marken“ sondern um etwas ganz anderes handelt!

Nachfolgend sollen einige, gelegentlich angebliche seltene und alte „Bleimarken“ vorgestellt werden, bei denen es sich in Wahrheit um eingenähte (!) Textilgewichte zum Beschweren von Vorhängen oder Gardinenschals handelt, eine Funktion, die sich von den Stücken selbst kaum ableiten lässt. Sie treten in verschiedene Größen und damt auch in unterschiedlichen Gewichten (u.a. ca. 12 bzw. 14 g) auf.

Auf den Stücken  erscheinen sogar Gewichtsstufen (z.B. 2 oder 3). Warum einige Firmen lediglich ihr Firmenlogo oder Initialen, andere komplette Angaben zum Namen und zur Adresse der Firma angegeben haben, ist unbekannt. Auch ist bisher nicht klar, ob man diese Gewichte so als Privatmann und Endkunde käuflich im Einzelhandel erwerben  konnte, oder ob sie nur von Schneidern oder Dekorateuren aus dem Großhandel bezogen wurden und der Kunde einer fertigen Gardine sie daher gar nicht zu Gesicht bekommen hat.

Aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit sind Bleigewichte, die in Textilien oder Paramente eingenäht wurden, damit Kragen oder Säume besser „fielen“, bekannt, sie bestanden aber aus einfachen unverzierten Bleiplättchen. Es ist daher auch nicht ausgeschlossen, das die gegossenen runden Bleigewichte auch z.B. für Trachtenkleidung oder wiederum für Paramente genutzt wurden, Belege hierfür aus dem 19. oder frühen 20. Jahrhundert liegen jedoch nicht vor.

Alle Gewichte wurden in runden Formen mit negativen Inschriften gegossen worden und einseitig. Eine exate Datierung ist nicht möglich, sie dürften vermutlich aus der Zeit zwischen 1880 und 1930 stammen.

G. Koch´s Söhne, Graz
Graz
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Foto: Erich Heisler

J. G. Koch´s Söhne, Hauptplatz Nr. 10, Graz (Galenateriwaren in und ausländischer Erzeugung, Leder, Bronze, Holz etc., Spielwaren in großer Auswahl)

VS: J. G. | KOCHs | SÖHNE | GRAZ | 2
RS: leer
rund / Blei / ø 26,0 mm / 14,5 g (Slg. Heisler)

Koch
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Anzeige aus dem Grazer Tagblatt vom 19. Dezember 1892

Harlander Baumwollspinnerei A.G., St. Pölten-Harland

Mathias Salcher senior, gelernter Weber, gründete 1828 in Wien ein Unternehmen, das Bänder und Borten herstellte. Er erwarb 1858 von Friedrich Blödtl ein Sägewerk für Furniere in Harland, die er mit dem gegenüberliegenden Grundstück bis 1859 zu einer Eisengarnfabrik erweiterte. Dazu gründete er mit seinen vier Söhnen die Mathias Salcher & Söhne. Leiter dieser Fabrik war Josef Salcher senior. 1873 folgte die Ernennung des Werks zur k.k. privilegierten Fabrik und die Verleihung der Goldmedaille des niederösterreichischen Gewerbevereins.

Der Firmenname in Laufe der Geschichte

1859–1894      Mathias Salcher & Söhne / Inh. Familie Salcher

1894–1920      AG der k.k. priv. Harlander Baumwollspinnerei und Zwirnfabrik / Inh. Josef und Carl Salcher, K. M. Clark, Franz Richter

1920–1923      AG der Harlander Baumwollspinnerei und Zwirnfabrik / inh. Josef und Carl Salcher, K. M. Clark, Franz Richter

1923–1940      AG der Harlander Baumwollspinnerei und Zwirnfabrik / Inh. J. & P. Coats Ltd.

1940–1945      Harlander Baumwollspinnerei und Zwirnfabrik AG St. Pölten-Harland / Inh. Deutsches Reich

1945–1968      Harlander Baumwollspinnerei und Zwirnfabrik AG St. Pölten-Harland / Inh. J. & P. Coats Ltd.

1968–1991      Harlander Coats GmbH / inh. J. & P. Coats Ltd.

Die Harlander Coats produzierten alle Arten von Garnen und Zwirnen aus Baumwolle. Als besondere Spezialität galt die Herstellung von „Eisengarn“, ein durch mehrfaches Zwirnen und die Behandlung mit Paraffin und Wachs besonders glänzendes und reißfestes Garn.

Die ersten Produkte des Unternehmens Salcher wurden unter den Markenbezeichnungen Gemse, Schwan, Schmetterling, Löwe und Waage vertrieben. Die Verpackungen waren mit einem Emblem des Heiligen Georg versehen. 1884 wurden zusätzlich die Markennamen Tref, Karo, Pik und Herz eingeführt. Als das Unternehmen in englischen Besitz überging, wurden die Markennamen vereinheitlicht. Die bekanntesten Erzeugnisse waren die Handarbeitsgarne Anker, die Stopfgarne Karo, die Nähfäden Kette und die Nähmaschinenzwirne Gemse.

Die Harlander Coats produzierten alle Arten von Garnen und Zwirnen aus Baumwolle. Als besondere Spezialität galt die Herstellung von „Eisengarn“, ein durch mehrfaches Zwirnen und die Behandlung mit Paraffin und Wachs besonders glänzendes und reißfestes Garn.

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Bildquelle: Wikipedia

Die ersten Produkte des Unternehmens Salcher wurden unter den Markenbezeichnungen Gemse, Schwan, Schmetterling, Löwe und Waage vertrieben. Die Verpackungen waren mit einem Emblem des Heiligen Georg versehen. 1884 wurden zusätzlich die Markennamen Tref, Karo, Pik und Herz eingeführt. Als das Unternehmen in englischen Besitz überging, wurden die Markennamen vereinheitlicht. Die bekanntesten Erzeugnisse waren die Handarbeitsgarne Anker, die Stopfgarne Karo, die Nähfäden Kette und die Nähmaschinenzwirne Gemse. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Harlander_Coats)

Das Logo der Handarbeitsgarne Kette findet sich nun auf den Bleigewichten.

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Fotos: Erich Heisler

VS: Abb. geschlossene ringförmige Kette aus 7 Kettenglieder, darin 2
RS: leer
rund / Blei / ø 24,5 mm (Slg. Heisler)

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Fotos: Erich Heisler

VS: Abb. geschlossene ringförmige Kette aus 7 Kettenglieder, darin 3
RS: leer
rund / Blei / ø 30,0 mm (Slg. Heisler)

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Fotos: Erich Heisler

VS: R O | Abb. geschlossene ringförmige Kette aus 7 Kettenglieder | 3
RS: leer
rund / Blei / ø 29,4 mm / 14,8 g (Slg. Heisler)

Diese Stücke werden im Internet gelegentlich als Bleimarken der Kettenbrücke in Budapest (Brückenmarken) aus der Mitte des 19. Jahrhunderts angeboten!

Ludwig Leutter, Wien
Wien
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Foto: Erich Heisler

 Ludwig Leutter (Leütter), Modisten und Schneiderzubehör, Wien, VII. Bezirk, Kirchengasse 8-10, Filiale Mariahilferstraße 28.

VS: LUD. LEUTTER | WIEN | VII. BEZ.| KIRCENGASSE 8 – 10
RS: leer
rund / Blei / ø 24,7 mm / 12,6 g (Slg. Heisler)

Bisher anonyme Ausführungen
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Foto: Bernd Thier

VS: H A (?) O | 3
RS: leer
rund / Blei / ø 28,3 mm / Stärke 2,4 mm / 14,23 g (Slg. Thier)

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Fotos: Erich Heisler

VS: 2 | J O
RS: leer
rund / Blei / ø 24,2 mm / 12,2 g (Slg. Heisler)

Literatur: /

Quellen: /

ERGÄNZUNG im JULI 2019:

R. Fotter forscht in Tschechien bereits länger – ausgegend von zahlreichen Detektorfunden – über die Funktion dieser Bleigewichte und hat umfangreiches Bildmaterial sowie historische Hintergründe hierzu zusammen getragen. Denn vielfach wird immer noch nicht akzeptiert, das es sich nicht um Marken oder Plomben, sondern eben und Textilgewichte handelt.

Umfangreiche Informationen, Bilder und Diskussionen in tschechischer Sprache findet man z.B. im tschechischen Detectorweb.

Hier außerdem eine Auswahl der Bildtafeln, die Herr Fotter dankenswerter Weise zusammengestellt und zur Verfügung gestellt hat.

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Zusammenstellung nach Bildern aus dem Internet von R. Fotter

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Zusammenstellung nach Bildern aus dem Internet von R. Fotter

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Zusammenstellung nach Bildern aus dem Internet von R. Fotter

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Zusammenstellung nach Bildern aus dem Internet von R. Fotter

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Zusammenstellung nach Bildern aus dem Internet von R. Fotter

ERGÄNZUNG im April 2020:

In vier Beiträgen hat außerdem RADÁREK – LOVEC POKLADŮ seine Ergebnisse zu dieser Art von Bleigwichten – in tschechischer Sprache – reich bebildert zusammengefasst:
Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4

Achtung: Hier eingefügte Links können nicht ständig überprüft werden, daher keine dauerhafte Garantie für deren Gültigkeit!


29. Mai 2016

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