Bildliche Darstellungen auf Wertmarken: Brauerstern

Beitrag von Bernd Thier

Vorbemerkungen:

Bildliche Darstellungen finden sich in unterschiedlichen Ausprägungen immer wieder auf Wertmarken. Während im 16. bis frühen 19. Jahrhundert Bilder, Symbole oder Bildmarken oftmals dominierten, da die meisten Menschen nur unzureichend lesen konnten, werden seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Inschriften und Umschriften zur Informationsvermittlung und Beschreibung der Funktion oder des Herausgebers einer Marke immer wichtiger, so das sich Abbildungen deutlich seltener finden und dabei meist auf bestimmte Stereotypen reduziert wurden.

Brauerstern

Der Brauerstern (auch: Bierstern, Bierzeiger, Braustern, in der Oberpfalz auch Bierzoigl und Zoiglstern) ist ein Sechsstern (Hexagramm), das als Zunftzeichen der Brauer und Mälzer genutzt wird, sowie als Symbol für die Ausgabestelle des Haustrunks einer Brauerei.

WMF_00188
image-1245

Stumme anonyme Biermarke mit der Abb. des Brauersterns, Messing, Dm 20,5 mm (Foto: Bernd Thier)

Der sechszackige Zoiglstern, der aus zwei ineinandergesteckten gleichseitigen Dreiecken gebildet wird, symbolisiert die drei am Brauen beteiligten Elemente Feuer, Wasser und Luft und andererseits die im Mittelalter bekannten Zutaten Wasser, Malz und Hopfen. Die Bedeutung der Hefe bei der Gärung war damals nicht bekannt, sie wurde allgemein nur als Zeug bezeichnet.

Zur Herkunft des Brauersterns gibt es (bisher) verschiedene Theorien:

Zum einen war das Hexagramm ein Zeichen der Alchemie und symbolisierte die Elemente. Es ist möglich, dass der Brauerstern die zum Bierbrauen notwendigen Stoffe (Feuer und Wasser) darstellte.

Zum anderen war das Hexagramm ein Schutzsymbol gegen Feuer und Dämonen. Die Brandgefahr war eine der größten Bedrohungen der mittelalterlichen Städte und es kam beim Bierbrauen immer wieder zu Unfällen. So ist es möglich, dass der Brauerstern Feuerunheil vom Brauhaus abwenden sollte.

Eine weitere Theorie, die sich aus der erstgenannten ableitet, geht davon aus, dass der Brauerstern einmal die für das Brauen wichtigen drei Elemente (Feuer, Wasser und Luft) symbolisiert und zum anderen die im Mittelalter bekannten Zutaten (Wasser, Malz und Hopfen) bezeichnet (die Hefe als Brauzusatz fehlte damals noch), so dass sich insgesamt die sechs Zacken des Brauersterns damit erklären.

Der Brauerstern ist vor allem in Süddeutschland verbreitet. Als Element in Wirtshausschildern (Gaststättenausleger) findet sich noch vielfach in Baden, Franken und der Oberpfalz, und in anderen Regionen Deutschlands. Oft war das Zeichen mit der Braugerechtigkeit (auch: „Braugerechtsame“) verbunden, das heißt, mit dem Recht, Bier zu brauen. Als Schankzeichen wurde er aufgehängt, wenn frisches Bier ausgeschenkt wurde. Der Stern diente im Mittelalter einer Bevölkerung, die nicht lesen und schreiben konnte, als Wegweiser zum Bier. Ein roter Stern verkündete den Ausschank von dunklem Bier, ein heller Stern versprach helles Bier.

Der Brauerstern wird im Logo mehrerer Brauereien verwendet, darunter das Würzburger Hofbräu.

(Quelle: Wikipedia)

Auf Biermarken erscheint er vornehmlich im 19. und frühen 20. Jahrhundert, gelegentlich aber auch bis in die 1960er Jahre. Er tritt dabei sowohl auf Marken von Vereinen, Gaststätten als auch vor allem bei Brauerein auf, entweder als kleines Zierelement oder als großes Symbol. Vielfach wird er bei Angeboten im Internet oder im Münzhandel fälschlich an Davidstern angesproche und die Marken somit in der Bereich der gesuchten Judaika verwiesen oder die Herausgeber sogar fälschlich als Juden bezeichnte.

Literatur

Freimark, Peter: Davidschild und Brauerstern. Zur Synonomie eines Symbols. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte und Bibliographie des Brauwesens 1990.

Hürlimann, Martin: Das Bier und die Sterne. Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e.V., Berlin, 1976.

Trum, Matthias: Historische Darstellungen, Zunftzeichen und Symbole des Brauer- und Mälzerhandwerks, Weihenstephan 2002 (Diplomarbeit TU München).

Achtung: Hier eingefügte Links können nicht ständig überprüft werden, daher keine dauerhafte Garantie für deren Gültigkeit!


12. Juni 2016

Schlagworte:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Webdesign: Sebastian Stüber & Robin Thier