Eickelborn: Heilanstalt (Wertmarke)

Kissing-07
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Foto: Bernd Thier

Ergänzung zu Menzel Nr. 7830.1,2 /
Neuer Wert nachweisbar und Hersteller sowie Datierung ermittelt

Ergänzung zu PETER MENZEL, Deutschsprachige Notmünzen und Geldersatzmarken im In- und Ausland 1840 bis 2002, Erste digitale Ausgabe 2014 (Winfried Bogon Verlag für Digitale Publikationen) Berlin 2014.

Menzel Nr. 7830.
VS:  HEILANSTALT | EICKELBORN  (Abb. Rosettenstern und 2 kleine Rosetten)
RS: 10
1) Aluminium, ø 22,6 mm, VS: verkupfert
2) Aluminium, ø 22,8 mm, RS: verkupfert

Die Vorderseite einer ansonsten identischen Marke mit dem gleichen Zierelement, allerdings mit einem größeren Durchmesser (ø 24,0 mm) ist auf einer Werbeseite eines Musterkataloges der Firme Heinrich Kissing in Menden aus dem Jahre 1954 abgebildet, so dass sich für diese Marke eine Datierung in die frühen 1950er Jahre (vor 1954) und eine Herstellung bei dieser Prägefirma eindeutig nachweisen lässt.

Das Aussehen der Rückseite mit der Wertangabe ist unbekannt, da der Durchmesser der Marke nicht mit dem bei Menzel beschriebenen 10 Pfennigstück übereinstimmt, dürfte es sich – nach Vergleichen mit sehr ähnlichen Marken aus anderen westfälischen Heilanstalten aus Warstein und Haldem um ein 50 oder 100 Pfennigstück handeln, das bisher im Original nicht nachweisebar ist. Es kann außerdem vermutet werden, dass aus der Heilanstalt Eickelborn, wie aus den anderen Anstalten bekannt, ein ganzer Satz Marken in den Wertstufen 5, 10, 50 100 und eventuell auch 200 Pfennig existrierte.

Auch für die Marken aus den beiden anderen Kliniken ist daher sowohl eine Datierung in die frühen 1950er Jahre und auch eine Herstellung bei der Firma Kissing in Menden zu vermuten:

Menzel Nr. 32834.
VS: LANDESHEILANSTALT WARSTEIN (Abb. Rosettenstern)
RS: (Wertziffer)
1) 5 Aluminium, ø 19,0 mm
2) 10 Aluminium, ø 22,9 mm, verkupfert
3) 50 Aluminium, ø 24,3 mm
4) 100 Aluminium, ø 25,0 mm, 6-eckig

Menzel Nr. 12712.
VS: LANDESHEILSTÄTTE HALDEM
RS: (Wertziffer)
1) 10 Aluminium, ø 18,8 mm
2) 50 Aluminium, ø 21,5 mm
3) 100 Aluminium, ø 24,4 mm
Menzel Nr. 12713.
VS: WESTF. LANDESHEILSTÄTTE HALDEM
RS: (Wertziffer)
1) 5 Aluminium, ø 17,9 mm
2)  200 Aluminium, ø 27,8 mm

Anmerkung: Ein Landarmen- und Arbeitshaus in Lippstadt-Benninghausen ist 1821 Keimzelle der psychiatrischen Einrichtungen an den Standorten Benninghausen und Eickelborn. Benninghausen wird eingerichtet in einem ehemaligen Zisterzienserkloster, das 1804 im Zuge der Säkularisation verstaatlicht worden war. Auf dem 26. Westfälischen Provinziallandtag wird eine Unterversorgung auf dem Gebiet der Geisteskrankenfürsorge festgestellt. Die Einrichtung einer zweiten Provinzial-Pflege-Anstalt wird daraufhin am 31. März 1882 genehmigt. Am 15. Oktober 1882 wird auf dem Gelände des ehemaligen Rittergutes Eickelborn die weitere Pflegeanstalt offiziell eröffnet.  Die Zahl der Patienten, die in Benninghausen und Eickelborn leben, nimmt stetig zu. Allein in Eickelborn sind im Jahr 1913 etwa 1020 Menschen untergebracht. In den Jahren 1940 bis 1943 werden aus der Provinzial-Heilanstalt Eickelborn im Zuge der Euthanasie 744 Patienten in andere Anstalten verlegt, von denen 598 getötet wurden. Das Mahnmal „Der Gebundene“ an der LWL-Hauptverwaltung in Lippstadt-Eickelborn erinnert heute an dieses dunkelste Kapitel der Psychiatriegeschichte. In der Nachkriegszeit wird der Klinikbetrieb an den Heilanstalten in Benninghausen und Eickelborn ausgeweitet. Die Psychiatriereform setzt in den 1970er Jahren mit dem Streben nach Enthospitalisierung und Dezentralisierung neue Maßstäbe. Aus dem Westfälischen Landeskrankenhaus Eickelborn gehen 1984 das Westfälische Landeskrankenhaus Lippstadt und das Westfälische Zentrum für Forensische Psychiatrie Lippstadt hervor, die fortan nebeneinander existieren. Jede der eigenständigen Einrichtungen kann ihr spezifisches Behandlungsangebot weiter entwickeln, was schließlich in die völlige räumliche Trennung an zwei Standorten, Eickelborn und Benninghausen, einmündet. 1997 erfolgt für das psychiatrische Krankenhaus die Trennung von Akut- und Langzeitbereich: Die Westfälische Klinik für Psychiatrie Lippstadt (heute LWL-Klinik Lippstadt) und das Westfälische Pflege- und Förderzentrum Lippstadt (heute LWL-Pflegezentrum und LWL-Wohnverbund Lippstadt) entstehen. Seit 2001 besteht eine Kooperation mit der LWL-Klinik Warstein. Nach erfolgten Umbaumaßnahmen, die 2006 abgeschlossen wurden, ist die LWL-Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik heute vollständig am Standort Benninghausen ansässig. Die Landschaftsversammlung beschließt im Februar 2007, dass die Einrichtungen des Landschaftsverbands Westfalen Lippe (LWL) umbenannt werden, damit sich der Träger als Dachmarke der Einrichtungen hervorhebt: So wird die Westfälische Klinik Lippstadt zur LWL-Klinik Lippstadt. (Quelle Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/LWL-Klinik_Lippstadt)

Literatur: /

Quellen:

http://wertmarkenforum.de/wertmarkenhersteller-heinrich-kissing-menden-1954

https://de.wikipedia.org/wiki/LWL-Klinik_Lippstadt


26. März 2016

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3 Kommentare zu “Eickelborn: Heilanstalt (Wertmarke)”

  1. Andreas Wegner sagt:

    Vielen Dank für den Artikel.
    Er hilft mir sehr bei der zeitlichen Zuordnung und der Zuweisung der Prägefirma der Marken der Landesheilanstalt Warstein.
    Für Warstein existieren noch 2 weitere Werte zu 200 und 500 Pfennig, aber das wissen Sie warscheinlich bereits.

    viele Grüße aus Münster
    Andreas Wegner

    1. Bernd Thier sagt:

      Hallo Herr Wegner,
      vielen Dank für die Rückmeldung. Freut mich, dass Ihnen die Informationen weiterhelfen, genau so soll es sein.
      Die beiden neuen Werte bei Warstein sind bekannt und – zum Glück – in meiner Sammlung schon vorhanden.
      Viele Grüße B. Thier

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